Zeichnung in Anlehnung an das Bild von Agnieszka Sadowska/Wyborcza.pl

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#FAMILIENOHNEGRENZEN


OFFENER BRIEF DER FAMILIEN OHNE GRENZEN

So wie eure Kinder auch, hat das kleine Mädchen einen Overall an, nun dieser ist steif vor Dreck. So wie eure Töchter, als sie etwa anderthalb Jahre alt waren, steht es wackelig auf den Beinen. Das ist das Alter, in dem die Kleinen beginnen, Tiere nachzuahmen, kichernd wegzulaufen und Bilderbücher mit einem lauten „ui“ anzuschauen. Wir sagen dann, wie süß sie doch sind, tragen sie auf dem Arm und trotz der Erschöpfung strotzen wir vor Glück. Die einzige Möglichkeit, nicht mehr an dieses kleine Mädchen denken zu müssen, ist, dem Bild auszuweichen.  Nur ein einiziger Blick darauf reicht euch aus, um in diesem kleinen Mädchen den gleichen verspielten und schlichten Blick eurer eigenen Kinder wiederzufinden.

Und der einzige Blick bewirkt, dass ihr euch mit dem Schicksal der sterbenden Kinder im Wald an der polnisch-belarussischen Grenze nicht einverstanden erklären könnt. Ihr müsst alles Mögliche dafür tun, damit sie noch heute eine warme Milch und nötige Medikamente bekommen. 

Wenn die Politikerinnen und Politiker sie nicht sehen können, dann helfen wir ihnen, sich daran zu erinnern, dass sie selbst auch Kinder und Enkelkinder haben. Erinnern wir sie daran, dass unsere Vorfahren in der Vergangenheit nicht selten flüchten mussten und auch Hilfe von anderen bekamen. Zeigen wir ihnen, dass politische Divergenzen unwichtig sind, wenn wir über den Atem, die leuchtenden Augen und über die Körperwärme eines  bestimmten Kindes sprechen. Hilfsorganisationen müssen sofort in das polnisch-belarussische Grenzgebiet, in dem der Ausnahmezustand von der polnischen Regierung verhängt wurde, hineingelassen werden und die illegale Rückführung der Geflüchteten in den Wald muss gestoppt werden! 

Wir als Mütter, als Familien und als Menschen wenden uns über die politischen Divergenzen hinaus an Mütter, Familien und Personen, die einen Einfluß auf die Entwicklungen an der östlichen Grenze Polens ausüben können.

Wir wissen doch alle, wie einem kranken, hungrigen, ausgekühlten und verängstigten Kind geholfen werden kann. Wir dürfen es nicht zulassen, dass in unserem Land Kinder zum Sterben in den Wald weggebracht werden.

Folgt unserem Appel: Ruft gleich eine Person an, die ihr kennt und die etwas unternehmen kann, dass die Kinder nicht sterben müssen.  Das ist sehr einfach: Seit vielen Stunden bekamen sie nichts zu essen, wir müssen jetzt handeln!

Familen ohne Grenzen

rodzinybezgranic@gmail.com 

Bild von Agnieszka Sadowska/Wyborcza.pl

#FAMILIENOHNEGRENZEN


WER SIND WIR?

„Rodziny bez granic” (“Familien ohne Grenzen”) ist eine Gruppe auf Facebook, in der sich Personen zusammenschließen, welchen das Schicksal der Opfer (sowohl der Erwachsenen als auch der Kinder) der humanitären Krise an der polnisch-weißrussischen Grenze nicht gleichgültig ist. Die Gruppe ist offen, sie vereinigt Menschen aus ganz Polen, man muss nicht unbedingt ein Elternteil sein, um ihr beizutreten. Eine erste Initiative der Gruppe war ein Familienprotest, eine Aktion vor den Grenzschutz-Sitzen Polens (Warschau, Allenstein, Krakau, Breslau). Hierbei ging es um Nachmittagstreffen, bei denen mit Kreide auf dem Bürgersteig Parolen und Bilder gemalt wurden, die Protest gegen die Geschehnisse an der Grenze zum Ausdruck bringen sollten.

Eine weitere Aktion stellt der “Brief der Familien ohne Grenzen” dar, in dem die Überzeugung von sofortiger Notwendigkeit des Handelns betont wird. “Die Kinder sollten nicht zu  Opfern der politischen Auseinandersetzungen von Erwachsenen werden. Ihre Gesundheit und Leben müssen besonders geschützt werden. Wir zählen darauf, dass der Brief die Gewissen jener Mütter und Väter erreicht, die als Eltern gleichzeitig verantwortlich für wichtige Entscheidungen in unserem Land sind.” sagen “Familien ohne Grenzen”.